Fertilität (Fruchtbarkeit)
Schilddrüse und Kinderwunsch
Komplikationen in der Schwangerschaft
Die wichtigsten Probleme, die vor und während einer Schwangerschaft in Verbindung mit der Schilddrüse auftreten können, sind wie folgt:
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Schilddrüsenunterfunktion: Hormonell ändert sich vieles im Körper der Schwangeren. Unter anderem kann es zu einer Hypothyreose kommen, die zu schweren Schäden des zentralen Nervensystems und anderen körperlichen Fehlentwicklungen beim Embryo führen kann.
Die Schilddrüsenunterfunktion kann auch zu Schwangerschaftskomplikationen und sogar zu einer Früh- oder Fehlgeburt führen. -
Schilddrüsenüberfunktion: Wie eine Unterfunktion kann auch eine Überfunktion der Schilddrüse zu groben Problemen für das ungeborene Baby führen. Früh- und Fehlgeburt oder Missbildungen sind nicht selten. Eine Überfunktion ist in den meisten Fällen latent und ergibt sich im Laufe der Schwangerschaft von selbst. Ist eine Schilddrüsenüberfunktion bereits vor der Schwangerschaft bekannt (manifeste Hyperthyreose), sollte diese möglichst behandelt werden, bevor eine Schwangerschaft eintritt.
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Schilddrüsenentzündung: Selten kommt es nach der Geburt zu einer Entzündung der Schilddrüse bei Müttern. Diese führt zu Beginn der Erkrankung zu einer Überfunktion, die mehrere Wochen andauern kann. Typische Symptome sind erhöhte Nervosität und Wärmeempfindlichkeit und höhere Herzfrequenz. Dann findet ein Übergang in die Unterfunktion der Schilddrüse statt, die mehrere Monate anhalten kann. Große Müdigkeit und Antriebslosigkeit sind hier typische Anzeichen dieser Erkrankung.
Die Schilddrüse spielt eine wichtige Rolle bei der Befruchtung und ist essenziell für die Mutter und das ungeborene Baby während der Schwangerschaft. Auf diese 2 Phasen wird im Folgenden genauer eingegangen.
Phase 1: Vor der Befruchtung
Wenn es bei einem Paar mit der Schwangerschaft nicht klappt, ist es ratsam, sowohl beim Mann als auch bei der Frau die Schilddrüsenfunktion untersuchen zu lassen.
Unfruchtbarkeit bei Frauen
Die Schilddrüsenhormone spielen eine wichtige Rolle bei der Menstruation. Das Hormon T4 beeinflusst die Reifung der Eizellen und das Hormon T3 ist an der Regulierung des Eisprungs beteiligt. Beide Prozesse sind maßgeblich für eine erfolgreiche Befruchtung, und aus diesem Grund muss auf die Gesundheit der Schilddrüse geachtet werden.
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann zu einem unregelmäßigen weiblichen Zyklus und sogar zum Ausbleiben des Eisprungs führen, was die Schwangerschaft verhindert.
Des Weiteren erfüllen die Schilddrüsenhormone auch eine wichtige Funktion in der Befruchtung der Eizelle durch das männliche Spermium. Es ist daher wichtig, bei der künstlichen Befruchtung auch die Schilddrüsenwerte im Auge zu behalten.
Ist die Befruchtung eingetreten, kann eine Schilddrüsenunterfunktion Komplikationen für die Schwangeren und das ungeborene Kind verursachen. Dies kann sogar zu einer Frühgeburt oder einem Schwangerschaftsabbruch führen.
Unfruchtbarkeit bei Männern
Die Schilddrüsenhormone T3 und T4 haben auch Einfluss bei der Produktion von Testosteron bei Männern. Die Qualität der Spermien hängt ebenfalls von diesen Hormonen ab. Die Schilddrüsenunterfunktion kann auch Erektionsstörungen verursachen.
Aus diesen Gründen ist es bei Schwangerschaftsproblemen wichtig, dass auch die Schilddrüse von einem Spezialisten untersucht wird.
Phase 2: Während und nach der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft muss die Schilddrüse Mutter und Baby mit ausreichender Menge an Hormonen versorgen. Das kann für die Schilddrüse manchmal zu einer großen Belastung werden. Eine Unterversorgung der Mutter und des ungeborenen Babys mit Hormonen muss, wenn nötig medikamentös, verhindert und behandelt werden.
Außerdem ändert sich der Hormonhaushalt des weiblichen Körpers in der Schwangerschaft, und die Schilddrüse muss sich auch an die neuen Umstände anpassen, indem sie wächst, um genügend Hormon produzieren zu können. Da kommt noch die Tatsache hinzu, dass die Schilddrüse des Fötus selbst etwa ab der 13. Schwangerschaftswoche imstande ist, Hormone zu produzieren. Aus diesem Grund steigt die T4-Produktion am Anfang der Schwangerschaft an und sinkt wieder, wenn die Schilddrüse des ungeborenen Kindes zu funktionieren beginnt. Für die erhöhte Hormonproduktion benötigt die Schilddrüse während der Schwangerschaft auch eine größere Menge an Jod. Wenn nötig kann Ihnen Ihr Arzt jodhaltige Präparate empfehlen, um die Versorgung der Schilddrüse mit genügend Jod sicherzustellen.
Auch der Wert des TSH-Hormons (engl. Thyroid Stimulating Hormone, das schilddrüsenstimulierende Hormon, das im Gehirn produziert wird) verändert sich stark während der Schwangerschaft.
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Nicht jede Funktionsstörung der Schilddrüse kann anhand der T3- und T4-Hormonwerte erkannt werden. Wenn die Schilddrüse nicht genügend Hormone produzieren kann, gibt die Hirnanhangsdrüse vermehrt TSH-Hormon ins Blut ab, um der Schilddrüse das Signal zu geben, mehr Hormone zu produzieren. In diesem Fall sind die T3- und T4-Werte im Blut zwar im Normbereich, der TSH-Wert ist aber erhöht. Dieser Zustand wird als latente Schilddrüsenunterfunktion bezeichnet und ist bei Schwangeren häufiger zu beobachten. Die Schilddrüse kann gerade noch genügend Hormone erzeugen.
Kann die Schilddrüse trotz erhöhten TSH-Hormonspiegels nicht genug Hormone produzieren, liegt eine manifeste Schilddrüsenunterfunktion vor und sie muss jedenfalls behandelt werden, da ein Mangel an Schilddrüsenhormonen zu Entwicklungsstörungen beim ungeborenen Baby führen kann. Hier muss auf künstliches Hormon zurückgegriffen werden, das dem natürlichen Schilddrüsenhormon T4 entspricht und für die Mutter und das ungeborene Baby völlig unbedenklich ist. Die Dosis muss unter der Beobachtung des behandelnden Arztes bei Bedarf angepasst werden. Hat die Frau bereits vor der Schwangerschaft Hormonpräparate wegen Schilddrüsenunterfunktion einnehmen müssen, wird die Dosis in der Schwangerschaft weiter beobachtet und bei Bedarf erhöht.
Besonders häufig ist die Schilddrüsenerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis die Ursache für die Schilddrüsenunterfunktion. Diese wird durch eine Fehlfunktion des Immunsystems verursacht, wobei vermehrt Antikörper produziert werden, die das Schilddrüsengewebe angreifen und zerstören, die Schilddrüse ist chronisch entzündet, was eine Schilddrüsenunterfunktion verursachen kann.
Nach der Entbindung können Mütter an einer Schilddrüsenentzündung namens „Postpartum-Thyreoiditis“ leiden, die zunächst zu einer Überfunktion führt und danach in eine Unterfunktion mundet. Diese Schilddrüsenentzündung ist der Hashimoto-Thyreoiditis ähnlich, sollte aber von dieser unterschieden werden, da Hashimoto-Thyreoiditis eine langfristige Erkrankung ist und normalerweise einer Behandlung bedarf. Die Postpartum-Thyreoiditis hingegen ist in den meisten Fällen vorübergehend.
Sollte die Schwangerschaft durch die Gabe von künstlichen Hormonen eingetreten sein, ist es wichtig, dass die Medikation weiterhin eingehalten wird. Ein Absetzen der Schilddrüsenhormone ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt kann ernsthafte Folgen für die Schwangeren und den Embryo haben.
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
In den meisten Fällen ist die Ursache der Schilddrüsenüberfunktion Morbus Basedow. Dabei generiert das Immunsystem bestimmte Antikörper, welche die Funktion des TSH-Hormons übernehmen und die Schilddrüse zu vermehrter Hormonproduktion animieren. Mehr T3- und T4-Hormone führen im Körper zu einem höheren Metabolismus mit typischen Symptomen wie höherer Herzfrequenz, Schweißausbruch, Nervosität, Unruhe und Schlaflosigkeit.
Nach der Geburt und der Entbindung kommt der Hormonhaushalt des weiblichen Körpers nochmals in eine Umstellungsphase, in der es zu einer Postpartum-Thyreoiditis („Wochenbett-Schilddrüsenentzündung“) kommen kann. Sie kann einige Wochen nach der Entbindung auftreten und ist zumeist temporär und vergeht wieder von selbst. Von diesem Phänomen sind etwa 8% der Frauen nach der Schwangerschaft betroffen. Diese Wahrscheinlichkeit erhöht sich auf etwa 25%, sollte die Frau bereits an Diabetes Typ 1 leiden.
Normalerweise dauert die Phase der Schilddrüsenüberfunktion bis zu zwei Monate. Danach geht diese in eine Schilddrüsenunterfunktion über, die in etwa ein halbes Jahr andauern kann. Danach tritt in den meisten Fällen die völlige Genesung ein und die Mutter hat wieder normale Schilddrüsenhormonwerte. In wenigen Fällen bleibt die Schilddrüsenunterfunktion als eine chronische Erkrankung dieses Organs bestehen. In solchen Fällen entscheidet der Spezialisierte Arzt, ob und wie eine Behandlung durchzuführen ist.
Symptome
Diese sind die typischen Symptome, die bei einer Unterfunktion oder Überfunktion der Schilddrüse in Erscheinung treten können.
Risikofaktoren
In der Schwangerschaft erhöht sich der Bedarf der Schilddrüse an Jod. Daher ist es oft notwendig die Jodzufuhr extra über entsprechende Präparate zu gewährleisten. Aber Achtung: Sollte eine Schilddrüsenüberfunktion vorliegen (z.B. Morbus Basedow), dann ist die Einnahme von Jodpräparaten kontraproduktiv. Vor der Einnahme jeglicher Präparate ist daher die Meinung eines Schilddrüsenarztes oder eines Endokrinologen einzuholen!
Folgen und Komplikationen
Die Schilddrüsenhormone haben großen Einfluss auf die gesunde Entwicklung des Ungeborenen. Sie spielen eine wichtige Rolle im Aufbau des zentralen Nervensystems des Babys und sind somit wichtig für seine geistige und körperliche Entwicklung essenziell.
Eine Schilddrüsenstörung kann unentdeckt zu dramatischen Folgen für Mutter und das Ungeborene Kind führen. Komplikationen während der Schwangerschaft bis hin zu Früh- oder Fehlgeburt können auftreten.
Daher ist die Kontrolle der Schilddrüse durch einen Schilddrüsenarzt oder einen Endokrinologen vor und während einer Schwangerschaft von großer Bedeutung.
Die Blutuntersuchung kann sehr wichtige Informationen liefern, welche die Diagnose einer Schilddrüsenerkrankung anzeigen lassen. Am wichtigsten sind die Werte der Schilddrüsenhormone T3 und T4, sowie für der Wert des TSH-Hormons.
TSH ist ein Hormon, das im Gehirn produziert wird. Sie übermittelt der Schilddrüse das Signal, Hormone zu produzieren. Im Falle einer Schilddrüsenunterfunktion ist der TSH-Spiegel im Blut erhöht, da das Gehirn der Schilddrüse ständig das Signal für mehr Hormonproduktion sendet.
Beim Großteil der Betroffenen lassen sich auch höhere Mengen an Antikörper feststellen.
Diagnose und Behandlung
Die Schilddrüse produziert die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), die viele Vorgänge im Körper regulieren wie z.B. den Sauerstoffverbrauch, den Kohlenhydratstoffwechsel, den Energiestoffwechsel (Metabolismus), die Körpertemperatur, den Cholesterinabbau, die Herzfrequenz und den Blutdruck, die Entwicklung des zentralen Nervensystems und das Wachstum bei Kindern, und vieles mehr.
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Ihr Dr. Rafiei